Heidtrider Altar
Zwischen leuchtend strahlenden Fenstern hängen dunkle Eichentafeln. Ihre Geschichten sind erst aus unmittelbarer Nähe erkennbar. Darum mache ich Mut zu ihnen zu gehen - und mit dem Licht des Handys oder einer Taschenlampe die Bilder auszuleuchten:
Auf der linken Seite ist oben die Gefangennahme Jesu (mit "Judaskus", Mt 26,48+49) und die Verhöre vor Hannas, Kaiphas, Pilatus und Herodes sowie Folter im Palast (Mt 27,27ff) dargestellt.
Auf der rechten Seite eine weitere Folterszene, Zur-Schau-Stellung durch Pilatus ("Ecke homo"), Kreuztragung, Kreuzabnahme, Begräbnis und Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena (Johannes 20,15, "Bist du der Gärtner?"). Ganz unten ist eine Abendmahlsdarstellung zu sehen.
Über den Tafeln befinden sich vier Evangelisten.
Diese Darstellungen gehören zu einem Altar des Meisters Henni Heidtrider aus dem Jahr 1634. Ursprünglich war er farbig bemalt und enthielt in seinem Zentrum Darstellungen der Kreuzigung und der Auferstehung Jesu.
1807 wurde an seine Stelle ein größerer Barockaltar aufgebaut. Dieser wiederum wurde im Zuge der Renovierung 1960 fast restlos entsorgt - stattdessen fanden Teile des Heidtrider Altars erneut in den Altarraum: Ihre jetzige zentrale Position erhielten sie durch die Renovierung in den Jahren 2005-2008.
Die Auferstehungsszene, die noch dazu gehört, hat in der Auferstehungskapelle des Evangelischen Friedhofs ihren Platz gefunden.
Text: Martin Pommerening
Audio: Barbara Süptitz